“Du musst an eurer Bindung arbeiten!” - Achja?
‚Bindung’ ist ein Begriff aus der Humanpsychologie. Die Bindungstheorie nach John Bowlby beschreibt in ihrem Ursprung das emotionale Band zwischen Kindern und ihren Eltern.
Inzwischen scheint eine ‘gute Bindung’ aber auch das oberste Ziel im Zusammenleben mit dem Hund zu sein. Dabei ist die Bindung kein greifbares Konstrukt… Wer legt also fest, ob die Bindung zwischen mir und meinem Hund gut, schlecht oder eher so mittelmäßig ist?
Hat ein Mensch eine schlechte Bindung zu seinem Hund, wenn dieser an der Leine zieht?
Hat ein Mensch eine gute Bindung zu seinem Hund, wenn er diesem sein Futter einfach so wegnehmen kann?
Wie ist die Bindung zwischen einem Menschen und seinem Hund zu bewerten, wenn dieser nicht darauf hört, was der Mensch ihm sagt?
Das Urteilen über die Bindung zwischen zwei Lebewesen im Hundetraining finden wir absolut übergriffig. Denn diese Bewertung anderer geht weit über die Kompetenzen und Zuständigkeiten von ‘normalen’ Hundetrainer*innen hinaus. Wir sind keine Psycholog*innen. Und selbst die Menschen, die sich intensiv mit diesem Thema auseinander setzen und Studien entwickeln, sind bisher zu keinem eindeutigen Ergebnis gekommen. Die Entwicklung von Tests zur Messung der Beziehung und auch Bindung zwischen Mensch und Hund ist bisher nicht von Erfolg gekrönt (vgl. z.B. Ott, 2010).
Das wundert uns nicht, denn jede Mensch-Hund Beziehung ist anders.
Für unser Training spielt das Wort ‚Bindung‘ keine Rolle. Wir urteilen nicht über ‘Bindung’ oder versuchen euch ‘Bindungsfördernde Übungen’ an die Hand zu geben.
Was wir stattdessen machen ist mit euch an greifbaren Konstrukten zu arbeiten. Zum Beispiel Orientierung und gegenseitigem Verständnis, um die Qualität im Zusammenleben zu steigern. Ob das dann am Ende die “Bindung fördert” darf jeder gerne selber entscheiden.
❓Sagt doch mal: Wie findest du es, wenn im Hundetraining über die Bindung eines Teams gesprochen wird? Und wenn du hinter dem Begriff stehst, was macht für dich eine ‘gute Bindung’ aus?